Bildungschaos: 16 Bundesländer: 16 Schulsysteme. Bürger wollen Vereinheitlichung des Schulsysteme und einheitliches Zentralabitur

Stand 27.02.2019

Deutschland ist ein sehr kleiner Staat, gerade einmal 640 km breit und 876 km lang und dennoch existieren in 16 verschiedenen Bundesländern 16 verschiedene Schulsystem2. Wer heute ins Nachbardorf im Nachbar-Bundesland zieht, landet teilweise in einem völlig anderen Schulsystem.

Das Problem wird seit Jahrzehnten bekannt und diskutiert, aber nicht gehandelt. Die Schulsysteme sind von Land zu Land sehr unterschiedlich und kein mehr zu überblicken. 2011 meinte Julia Klöckner (CDU), das die Schulsysteme ähnlicher werden müssten, damit Familien beim Umzug von einem Bundesland in ein anderes nicht das Gefühl hätten, "den Kontinent zu verlassen". Nötig seien auch vergleichbare Abschlüsse und Standarts.

Gregor Gysi spottete 2011, das 16 völlig unterschiedliche Schulsysteme "Unsinn" seien. Viele Länder legten inzwischen ihre Haupt- und Realschulen zusammen, aber alle unter anderem Namen — als Sekundarschule, Mittelschule, Oberschule, erweiterte Realschule oder Realschule plus. "Erklären Sie mal den Leuten diesen Schwachsinn, die wissen ja gar nicht, wo sie ihre Kinder hinschicken sollen".

Seit Jahren fordern neun von zehn Eltern ein bundesweites Zentralabitur. 92 Prozent sprachen sich in Umfragen dafür aus. Auch Hauptschulen wüschen sich einen bundesweit einheitlichen Lernstoff.

Bundesländer blockieren einheitliches Schulsystem

Die Mehrheit der Bundesbürger wüschen sich eine Vereinheitlichung des Schulsystems. Jeder 2. (57 Prozent) lehnt den Bildungsförderalismus — das jedes Bundesland eigene Schulsysteme hat — ganz ab. Fast 70 Prozent finden, dass der Bund mehr mitbestimmen sollte. Die große Mehrheit fordern einheitliche Lehrpläne und gleiche Abituraufhaben. Nur jeder dritte findet das Bildungschaos in Deutschland gut. (09.02.2019)

Im Streit um die Digitalisierung an den Schulen zwischen Bund und Länder betonte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU): "das kann nicht Snn und Zweck sein, dass am Ende aus Berlin Einheitsschulen geplant werden auf Berliner Niveau für ganz Deutschland".

Die Ministerpräsidenten von Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen erklärten in einer gemeinsamen Stellungsnahme: "Wir wollen keine Einheitsschulpolitik aus Berlin", so die Länderchefs Winfried Kretschmann (GRUENE), Volker Bouffier, Armin Laschet, Michael Kretschmer (alle CDU) und Markus Söder blockieren ein einheitliches Schulsystem. (12/2018)

Den Bundesländern geht es um Macht. Immerhin finanziert der Steuerzahler im 16 Bundesländern eigene Bildungsministerien und eigenen Bildungsministern.

In Hessen haben die GRUENEN nun durchgesetzt, dass Hessens Schulen künftig auf Noten verzichten können (02/2019).

Gymnasium Eppendorf verbietet "zu kurze Röcke, bauchfreie Shirts"

Das Gymnasium Eppendorf gab in einer Pressemeldung bekannt, das die Outfits mancher Schüleer eher für den Strand geeignet seien, deshalb habe die Schule die Hausordnung um den Punkt "Kleidung" erweitert. Nach Aussage der Schule sei es keine Kleiderordnung, obwohl sie fest in der Hausordnung verankert sei... Also doch Kleiderordnung.

In der Kleiderordnung des Gymnasium Eppendorf heißt es jetzt: "Die Schule ist ein Ort des Lernens und Arbeitens. Alle Mitglieder der Schulgemeinschaft haben eine der Institution Schule und der Atmosphäre des Lernens und Lehrens angemessene Kleidung zu tragen." Klingt schon wie ein Rückfall ins 19. Jahrhundert.

"Dazu gehört u.a., dass Kapuzen, Mützen u.ä. während des Unterrichts und in der Mensa abgelegt werden. Auch bei sommerlichen Temperaturen ist auf freizügige Kleidung zu verzichten. Darunter verstehen wir, z.B. übertiefe Dekolltelés, bauchfreie Shirts, pofreie Shorts, zu kurze Röcke, etc.".

Das Gymnasium Eppendorf ist nicht die einzigste Schule in Hamburg mit einer solch abstrusen Kleiderordnung, auch das Johanneum und die Sophie-Barat-Schule haben einen "Dresscode" beschlossen.

Sowohl die Lehrerkonferenz, als auch mit dem Schülersprecherteam und der Schulkonferenz sei mit dem Elternvertretern und den gewählten Mitgliedern der Schülerschaft diskutiert und beschlossen wird, das der Punkt in die Hausordnung aufgenommen wird.

Weiter gesteht die Schule, "dass nicht alle Schülerinnen und Schüler, nicht alle Eltern die Entscheidung gut heißen, aber aus unserer Ansicht sei es zunehmens die Aufgabe der Schule gemeinsame Werte und Regeln der Orientierung vorzugeben (...).". Kurz gesagt, es wurde diskutiert, aber über alle hinweg beschlossen.

Facebook: Freundschaftsverbot für Lehrer und Schüler

2013 verbot das Land Rheinland-Pfalz in einem Erlass seinen Lehrern, in dem sozialen Netzwerk Facebook Freundschaften mit ihren Schülern zu schließen. Auch dürfen Lehrer Facebook nicht mehr nutzen, um Noten mitzuteilen, Hausaufgaben zu vergeben oder Klassenausflüge zu planen.

Grund sei der Erziehungs- und Bildungsauftrag der Schulen, die mit dem Geschäftsmodell von Facebook — die Ausweitung und Vermarktung persönlicher Daten — nicht zu vereinbaren sei, meinte der Datenschutzbeauftragte von Rheinland-Pfalz.

Rheinland-Pfalz steht damit nicht alleine. Auch das Kultusministerium Baden-Württemberg schränkt den Einsatz sozialer Netzwerke an Schulen mit dem Hinweis auf Datenschutz stark ein. Auch in Bayern und Schleswig-Holstein gibt es solche Verbote. Auch Sachsen arbeitet an einer Richtlinie.

Länder wie Berlin, Hamburg und Bremen sind da moderner. Sie halten solche Regeln für überflüssig. Bremen hält es für sinnvoll, z.B. Klassenfahrten über Facebook zu organisieren. Ähnlich beurteilen das Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Hessen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Thüringen.