Abschaffung des Telefonbuch, Gelbe Seiten und Das Örtliche

Briefkasten, Telefonbuch, Telefonbücher, Gelbe Seite, Das Oertliche, Das Örtliche, Werbung, Telekom, Detemedien

Die Meldungen über unerwünschte Telefonbücher ("Das Telefonbuch", "Das Örtliche" und "Gelbe Seiten") vor der Haustür, im Briefkasten oder im Hausflur, können wir gar nicht mehr zählen.

Das Zeitalter der Telefonbücher und Gelbe Seiten sind vorbei — heute reicht eine kurze Suche im Internet. Dennoch werden Millionen von Telefonbücher und Gelbe Seiten und vor die Haustür gelegt — dennoch praktisch verpackt für die Papiertonne.

Mit einer jährlichen Auflage von 100 Millionen bezieht sich der Herausgeber auf die gesetzliche Vorgabe, jeden Haushalt mit einem gedruckten Telefonbuch als Grundversorgung zu beglücken. Diese Universaldienstleistung, die der Gesetzgeber fordert, erfülle die Deutsche Telekom AG durch ihr Tochterunternehmen DeTeMedien GmbH — in Zusammenarbeit mit 100 regionalen Telefonbuchverlagen. Damals noch unter "Deutsche Reichspostreklame", die dann zur "Deutsche Postreklame" und seit 1994 kurz DeTeMedien.

Für die Telefonbuchverlage ist es ein lohnendes Geschäft: Rund 1,2 Milliarden Euro setzt die Branche um, allerdings mit sinkenden Nutzerzahlen — Anzeigenpreise von 1.500 Euro (∼ 3.000 DM) für eine achtelseitige Anzeige in den Gelben Seiten ist Wucher — verglichen mit Werbe auf Google. Das Onlinegeschäft mit Werbung in den Gelbe Seiten will auch nicht richtig in Fahrt kommen.

Bei einem Umsatz von etwa 200 Millionen Euro überwies die DeTeMedien in den vergangenen Jahren regelmäßig mehr als 80 Millionen Euro Gewinn pro Jahr an die Konzernmutter Telekom. Doch es gibt Streit zwischen den Verlagen und der DeTeMedien über die Aufteilung der Gewinne aus dem Telefonbuch-Geschäft: Auf über 470 Millionen Euro plus Zinsen Schadensersatz haben 81 Verlage gegen die Telekom und deren Tochter vor dem Landgericht Frankfurt geklagt. Bereits 2015 verkündete die Deutsche Telekom, das das Tochterunternehmen DeTeMedien zum Verkauf stehe.

Auf unsere Presseantrage bezüglich der gesetzlichen Vorgabe, das Telefonbücher in gedruckter Form erscheinen müssen, haben wir von der Bundesregierung keine Antwort erhalten.

Im Januar 2018 schaffte die Niederlande das Telefonbuch nach 140 Jahren ab. "Es ist das einzige Buch in den Niederlanden, in dem praktisch jeder einmal gestanden hat" meint Herausgeber erik Wiechers. Die übergroße Mehrheit der Niederländer suche Telefnummern inzwischen in der Online-Ausgabe des "Telefoongids". Nur eine kleine Gruppe alter Leute in ländlichen Gebieten schaue noch ins Buch. Man wolle Schulungen anbieten, damit sie Nummern künftig online finden.