Greenpeace wollte mit seinem Schiff Rainbow Warrior gegen die Atombombentests Frankreichs im Südpazifik protestieren. Am 10. Juli 1985 wurde die Rainbow Warrior von französischen Agenten des französischen Service Action im neuseeländischen Auckland durch einen Sprengstoffanschlag versenkt.
Am 10. Juli 2020 jährt sich der Anschlag auf das Greenpeace Schiff Rainbow Warrior zum 35. Mal. Grund genug, den "Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer der Rainbow Warrior 1985" auszurufen.
Die Rainbow Warrior (inoffiziell Rainbow Warrior I genannt) war ein 1955 gebautes Fischerei-Forschungsschiff der UK Ministry of Agriculture, Fisheries and Food (MAFF) und wurde zwischen 1978 und 1985 von der Umweltschutzorganisation Greenpeace bereedert, die auch Eigner waren. Der englische Name bedeutet Regenbogenkrieger.
Greenpeace kaufte das 44 Meter lange Schiff für 40.000 £, zum großen Teil von der niederländischen Sektion des WWF finanziert, danach wurde es vier Monate lang renoviert.
Am 29. April 1978 wurde das Schiff als Rainbow Warrior das neue Flaggschiff der Greenpeaceflotte, um gegen den Walfang weltweit, insbesondere vor Island, zu protestieren.
Die Rainbow Warrior wurde 1980 von einem französischen Marineschiff gerammt, als die Besatzung gegen die Entladung von Atommüll zur Aufbereitung in La Hague protestierte.
1985 transportierte die Rainbow Warrior die Bewohner des durch amerikanische Atomtests verstrahlten Rongelap-Atolls nach Kwajalein, die US-Regierung hatte ihre Umsiedlung abgelehnt.
1985 sollte die Rainbow Warrior zum Mururoa-Atoll in Französisch-Polynesien fahren, um gegen die dort stattfindenden französischen Atomtests (Atombombentests) zu protestieren. Als sie im Hafen von Auckland vor Anker lag, wurde sie am 10. Juli 1985 durch Agenten des Service Action des französischen Auslands-Nachrichtendienstes (DGSE, Geheimdienst) versenkt. Dabei ertrank der niederländisch-portugiesische Greenpeace-Fotograf Fernando Pereira.
Im Jahr 1985 demonstrierte Greenpeace gegen französische Kernwaffentests auf dem Mururoa-Atoll. Die Rainbow Warrior war vom Nordpazifik gekommen und hatte dort bei der Evakuierung der Bewohner des zu den Marshallinseln gehörenden Rongelap-Atolls geholfen. Die Bewohner litten an den gesundheitlichen Auswirkungen der radioaktiven Strahlung infolge der Atomtests der 1950er und 1960er Jahre. Nach den Vorstellungen von Greenpeace sollte das Schiff eine Flottille von Schiffen anführen, die gegen die bevorstehenden Atomtests bei Mururoa protestieren sollten.
Die Rainbow Warrior unter dem Kapitän Peter Willcox lag seit drei Tagen in Auckland vor Anker. Am Abend des 10. Juli 1985 befestigten Taucher zwei Bomben am Schiffsrumpf. Ein Treffen von Greenpeace-Aktivisten war vorbei, Ruhe kehrte auf dem Schiff ein, als die erste Bombe um 23:38 Uhr detonierte. Kurz darauf folgte die zweite Explosion, die das Schiff sinken ließ. Von den zwölf Besatzungsmitgliedern ertrank der niederländisch-portugiesische Greenpeace-Fotograf Fernando Pereira.
Das Wrack der Rainbow Warrior wurde am 21. August 1985 gehoben und zur forensischen Untersuchung in einen Hafen geschleppt. Obwohl der Rumpf wiederhergestellt werden konnte, war der Schaden so groß, dass eine Reparatur unwirtschaftlich gewesen wäre. Daher wurde das Schiff am 2. Dezember 1987 bei den Cavalli-Inseln vor der Matauri Bay versenkt. Heute ist das Wrack ein beliebtes Tauchziel in 30 Metern Tiefe. An der Bucht wurde ein Denkmal für das Schiff errichtet.
Die vom französischen Geheimdienst als "Operation Satanique" bezeichnete Aktion wurde aus den "fonds speciaux", einer Art offizieller "schwarzer Kasse", über die nur der Präsident der Republik verfügen kann, finanziert und von der französischen Regierung stets gedeckt.
Zwei der sechs Agenten wurden durch die neuseeländische Polizei über das Autokennzeichen ihres Mietwagens ermittelt und verhaftet. Die zwei Agenten waren mit gefälschten Pässen als Schweizer Ehepaar Turenge eingereist. Es handelte sich dabei um Hauptmann Dominique Prieur und Major Alain Mafart, einen Kampfschwimmer. Ein neuseeländisches Gericht verurteilte die beiden Agenten im November 1985 zu je zehn Jahren Haft wegen Brandstiftung und Totschlags.
Die anderen Täter, darunter der Kampfschwimmer Jean-Luc Kister, entkamen mit Hilfe des Atom-U-Bootes Rubis (S601) und wurden von der französischen Regierung gedeckt, die die Versenkung angeordnet hatte.
Durch die Enthüllung der Tageszeitung Le Monde vom 17. September 1985 wurde bekannt, dass insgesamt drei französische Mannschaften in Auckland tätig waren und dass eine von diesen (bestehend aus französischen Soldaten) die Versenkung durchgeführt hatte. Ein bei der Enthüllung maßgeblich beteiligter Journalist war Edwy Plenel.
Um die inhaftierten französischen Agenten freizupressen, erwog die damalige französische Regierung unter Staatspräsident François Mitterrand Mitte 1986 die Errichtung eines EG-weiten Importverbotes für Lammfleisch und Butter aus Neuseeland und drohte damit, die Wirtschaftssanktionen weiter auszudehnen. Neuseeland und Frankreich appellierten an den Generalsekretär der Vereinten Nationen, Javier Pérez de Cuéllar, als Vermittler zu fungieren, um eine weitere Eskalation zu vermeiden. Nach einer Verfügung des Generalsekretärs im Juli 1986 wurden die beiden inhaftierten Attentäter nach einer Entschädigung der Familie des verstorbenen Fotografen aus der neuseeländischen Haft entlassen und sollten vom 22. Juli 1986 bis zum 22. Juli 1989 ihre Haftstrafe auf einem französischen Stützpunkt im Pazifik, auf dem Hao-Atoll, absitzen. Dies wurde in einem Abkommen zwischen Neuseeland und Frankreich 1986 festgelegt. Agent Alain Mafart wurde aber bereits im Dezember 1987 wegen dringender medizinischer Behandlung nach Paris geflogen. Der Flug und die medizinische Behandlung waren notwendig, jedoch hätten diese nicht länger als zwei bis drei Wochen dauern müssen. Frankreich unterließ die Rückführung des Agenten nach Hao. Im Mai 1988 informierte Frankreich die neuseeländischen Behörden, dass Agentin Dominique Prieur schwanger sei. Sie wurde aufgrund ihres Alters nach Frankreich gebracht, da eine medizinische Behandlung auf Hao nicht zur Verfügung stand. Ein im Abkommen vereinbartes Schiedsgericht wurde nach diesen Vorfällen angerufen: Es stellte eine Vertragsverletzung Frankreichs fest und verurteilte Frankreich zu Schadenersatz. Weiterhin empfahl das Schiedsgericht, einen gemeinsamen Fonds einzurichten, um die freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Bürgern der beiden Staaten zu fördern. Frankreich leistete eine Vorauszahlung von zwei Millionen US-Dollar.
Die meisten Beteiligten verblieben im Dienst der französischen Regierung. Der französische Verteidigungsminister Charles Hernu (1923-1990) trat am 20. September 1985 von seinem Amt zurück. Premierminister Laurent Fabius ernannte Paul Quilés zu seinem Nachfolger. In der DGSE wurde Admiral Pierre Lacoste durch General Thierry Imbot abgelöst.
20 Jahre nach der Versenkung der Rainbow Warrior, also Anfang Juli 2005, gab der damalige Geheimdienstchef Pierre Lacoste der Nachrichtenagentur AFP bekannt, dass die Versenkung bis in die französische Staatsspitze bekannt war; auch der französische Präsident François Mitterrand sei eingeweiht gewesen. Lacoste zur Agentur: "Der Präsident hat mir gesagt, wenn das schlecht läuft, fliegen [Verteidigungsminister Charles] Hernu und Lacoste raus." Bei diesem Statement äußerte Lacoste tiefstes Bedauern über den Tod Fernando Pereiras. Zudem äußerte er, die gesamte "Operation Satanique" sei schlecht vorbereitet und überhastet geplant gewesen. Von Reue keine Spur...
Die Verantwortlichen in der französischen Regierung wurden nie zur Rechenschaft gezogen. 1987 zahlte die französische Regierung unter starkem internationalen Druck 8,16 Millionen US-Dollar Entschädigung an Greenpeace und mehr als sieben Millionen US-Dollar an die neuseeländische Regierung. Die Familie Fernando Pereiras erhielt eine Entschädigung von umgerechnet 300.000 Euro. Eine offizielle Entschuldigung erfolgte lediglich gegenüber der neuseeländischen Regierung, nicht jedoch gegenüber den betroffenen Angehörigen. Der Oberkommandierende der "Operation Satanique", General Jean-Claude Lesquer, wurde rund zehn Jahre nach der Versenkung zum "Großoffizier der Ehrenlegion" ernannt, die zweithöchste Auszeichnung Frankreichs.
Anlässlich des französischen Präsidentschaftswahlkampfes 2007 griffen Medien das Thema erneut auf. Zeitungen behaupteten, der Bruder Antoine der Bewerberin der Sozialisten, Ségolène Royal, sei unmittelbar an der Sprengung beteiligt gewesen. Er soll einen der beiden Sprengsätze an dem Schiff angebracht haben. Dies wurde von Ségolène Royal bestritten.
Im Laufe der Jahre verübten Agenten des franzöischen Service Action, einer Abteilung des Geheimdienst DGSE, weitere Anschläge, auch in Deutschland etwa die Atlas.
Als französische Agentin bereitete Christine Cabon 1985 den Anschlag auf das Greenpeace-Schiff "Rainbow Warrior" vor. "Es war ein Anschlag", gestand sie 2017. "Wir sind die Terroristen". Eine Entschuldigung bleibt aus.
Greenpeace war damals vor Ort von einer damals 33-jährigen Französin bespitzelt worden, die sich als Touristin und Umweltaktivistin namens "Frederique Bonlieu" ausgab.
In Wirklichkeit hieß sie Christine Cabon und war in Neuseeland sechs Wochen lang in die Geheimaktion des französischen Militärs mit dem Codenamen "Opération Satanique" eingebunden. Greenpeace-Mitarbeiter erinnerten sich später, dass die angebliche Archäologie-Studentin oft noch im Büro blieb, als alle anderen gingen, um Einblick in Papiere und die Logistik der "Rainbow Warrior" zu bekommen.
Sechs Wochen vor der Bombenexplosion setzte Cabon sich zuerst nach Tahiti, dann nach Israel ab. Ihr Auftrag war erledigt, andere brachten den Sprengstoff am Schiffsrumpf an. "Sie verschwand, bevor wir etwas tun konnten", sagte der ehemalige Polizeikommissar Allan Galbraith in Auckland, der jahrelang auf der Suche nach ihr war.
Als ihre Identität wenig später ans Licht kam und eine weltweite Fahndung begann, kehrte Cabon in letzter Minute vor einer Verhaftung nach Frankreich zurück. Dort setzte die ehemalige Geheimagentin ihre Arbeit im Staatsdienst bis zu ihrer Pensionierung 2009 unbehelligt fort. Sie bekam die Medaille der Ehrenlegion, der Legion d'Honneur — eine der höchsten Auszeichnungen der Franzosen.
Reporter von Fairfax Media in Neuseeland haben die hochdekorierte 66-Jährige 2017 mithilfe einer französischen Lokalzeitung nach langer Suche aufgespürt. Sie lebt im 250-Seelen-Dorf Lasseubetat in den französischen Pyrenäen. Als Stadträtin wird sie von ihren Mitbürgern geschätzt: Sie war stellvertretende Bürgermeisterin und hilft dem Ort als Hobby-Historikern aus.
Sie gestand, sie habe als Agentin eine Rolle gespielt. Nicht mehr und nicht weniger. Sie habe nur ihr Land verteidigt und stehe dazu. Entschuldigen will sie sich nicht.
1989: Rainbow Warrior — Die Verschwörung der Atommächte (The Rainbow Warrior Conspiracy) — Australien; Regie: Chris Thomson; Genre: Drama, Thriller; 93 Min.
1993 Anschlag auf die 'Rainbow Warrior' (The Rainbow Warrior) — USA, Neuseeland; Regie: Michael Tuchner; Genre: Drama, Thriller; 100 Min.
2009: The Rainbow Warriors of Waiheke Island — Niederlande; Regie: Suzanne Raes; Genre: Dokumentarfilm; 89 Min.
∎