Seit Jahrhunderten behaupten gelegentlich Menschen, die behaupten, sie könnten mit einer Wüschelrute dank ihrer Strahlenfühligkeit (Radiästhesie) Wasseradern finden.
Vor über 4000 Jahren wurde der chinesische Kaiser Yü mit einer Wünschelrute abgebildet. Homer hat sie erwähnt und Cicero.
In der Bibel verwendet Moses eine Wünschelrute: "Und der HERR redete mit Mose und sprach: Nimm den Stab und versammle die Gemeinde, du und dein Bruder Aaron, und redet zu dem Felsen vor ihren Augen; der wird sein Wasser geben. So sollst du Wasser aus dem Felsen hervorbringen und die Gemeinde tränken und ihr Vieh... Und Mose erhob seine Hand und schlug den Felsen mit dem Stab zweimal. Da kam viel Wasser heraus, so daß die Gemeinde trinken konnte und ihr Vieh." — (4. BUCH MOSES, 20, 7-11)
Die Wünschelrute ist meist eine Y-förmig gegabeltes, aus einer Astgabel oder gebogenem Draht gefertigtes Instrument, das in der Hand eines sogenannten Rutengängers auf Anziehungskräfte oder Ausstrahlungen von Erzen und Metallen, Wasseradern, geologischen Verwerfungen oder verborgenen Gegenständen im Erdreich reagieren soll. Diese Vorstellung wurde erstmals im Spätmittelalter dokumentiert, konnte jedoch noch nie seriös nachgewiesen werden. Die Lehre von solchen angeblichen Strahlungswirkungen heißt Radiästhesie.
Heute finden auch L-förmige Winkelruten und antennenförmige Einhandruten ("Tensoren") als Wünschelruten Verwendung. Bei Winkelruten werden die Schäfte aneinandergelegt oder überkreuzt gehalten, bei Tensoren ist am Rutenende ein Ring oder eine Kugel befestigt. Einhandruten dieser Art werden auch in der Alternativmedizin eingesetzt.
Die Wünschelrute wird angeblich zum Auffinden von Erdstrahlen, Wasser und Bodenschätzen verwendet. Die wenigsten Rutengänger lassen sich für das Auffinden von Wasser oder Bodenschätzen nach Erfolg bezahlen, sondern berechnen pro Einsatz. Ganz anders bei angeblichen Erdstrahlen. Da diese von niemand nachgewiesen werden können, ist eine Zahlung immer erforderlich. Also Finger weg von Rutengänger!
Radiästhesie (auch Radioästhesie; von lateinisch radius "Strahl" und griechisch aisthesis "Sinneswahrnehmung") ist die Lehre von angeblichen Strahlenwirkungen auf Organismen. Die Untersuchung der Strahlen und deren Auswirkungen geschieht mittels einer Strahlenfühligkeit bzw. Strahlenempfindlichkeit, die feinfühlige Menschen nach Annahme ihrer Anhänger besitzen sollen. Die dabei postulierten Strahlungen sind ebenso wenig nachgewiesen wie deren Wahrnehmung durch Lebewesen. Des Weiteren werden diese angeblichen Strahlen in keiner Weise klassifiziert. Die Radiästhesie wird, wo sie wissenschaftlichen Anspruch erhebt, den Parawissenschaften oder Pseudowissenschaften zugeordnet. Abzugrenzen ist die Radiästhesie von der belegten und messbaren Wirkung ionisierender und teilweise auch nichtionisierender Strahlung auf Organismen.
Das in der Radiästhesie eingesetzte Instrument ist die seit dem Mittelalter bezeugte Wünschelrute. Inzwischen werden auch andere Bauformen wie die Einhandrute (Tensor oder Nicker genannt) und die Lecher-Rute benutzt. Zum Einsatz kommen ebenfalls Siderische Pendel.
Der Vorgang der "Detektion" durch die aufgeführten Instrumente wird in der Radiästhesie als muten bzw. Mutung bezeichnet.
Wasseradern gelten bei den Radiästheten – wie auch Klüfte und Verwerfungen – als Ursache für Abweichungen im Erdmagnetfeld und für Erdstrahlung und damit als gesundheitsgefährdend.
Durch wissenschaftliche Untersuchungen konnte allerdings weder eine gesundheitsgefährdende Wirkung noch Erdstrahlung als solche nachgewiesen werden. Oberhalb unterirdischer Flussläufe gibt es keinerlei Veränderungen im Erdmagnetfeld noch andere der behaupteten Anomalien, gleiches gilt für Störungen und Klüfte im Gestein. Geologische Untersuchungen lassen generell nur in verkarsteten Kalksteinformationen oder stark zerklüftetem Festgestein auf das Vorhandensein von linearen Wasserkörpern schließen. Die von den Radiästheten vermutete Sammel- und Aderwirkung des wegen hydraulischer Gradienten fließenden Grundwassers ist erwiesenermaßen und leicht überprüfbar falsch, da Grundwasser in den geologisch gesehen jungen Lockersedimenten, die weite Teile Deutschlands bedecken, diffus und weitgehend homogen fließt, wie bei jeder größeren Tiefbaumaßnahme oder in Tagebauen leicht zu erkennen ist.
Die Direktorenkonferenz der Geologischen Landesämter der Bundesrepublik Deutschland veröffentlichte bereits am 23. März 1950 einen Beschluss, nach der "die Geologen fast aller Kulturstaaten der Welt den Zusammenhang zwischen Rutenausschlag und Strahlen für unwahrscheinlich halten".
Gilbert, Marechaux, Erman und Pfaff vertraten die Auffassung, dass es sich dabei lediglich um unbewusste ideomotorische Bewegungen handle. Und Paracelsus (1493-1541) zählte die Rutengängerei zu den "artes incertae" und war der Auffassung, daß "der Glaube selbst die Rute dreht". Auch Zeidler hatte in seinem 1700 erschienenen Pantomysterium dargelegt, dass die Wünschelrute sich bewegt, wenn ihr Träger den gesuchten Gegenstand auch nur gefunden zu haben glaubte.
Anlässlich der Direktorenkonferenz der geologischen Landesämter und der Landesämter für Bodenforschung der Bundesrepublik Deutschland wurde bereits am 23. März 1950 von den teilnehmenden Professoren folgende Erklärung veröffentlicht:
"Die Geologie fast aller Kulturstaaten, besonders in Deutschland, hat sich seit langen Jahren, um nichts unversucht zu lassen, mit zahlreichen exakten Prüfungen der Wünschelrute (des Pendels und Apparaten nach Art der Wünschelrute) beschäftigt. Sie hat keine Gelegenheit unterlassen, Angaben von Wünschelrutengängern mit den tatsächlichen Verhältnissen des Untergrundes zu vergleichen. Das klare Ergebnis ist, daß ein Zusammenhang zwischen Wünschelruten-(Pendel-)Ausschlag und Untergrund nicht erwiesen, ja noch nicht einmal wahrscheinlich gemacht worden ist.
Die Direktoren der genannten geologischen Landesämter müssen daher nachdrücklichst darauf aufmerksam machen, daß die Wünschelrute zum Aufsuchen von Bodenschätzen jeglicher Art, einschließlich Wasser, völlig unbrauchbar ist. Vor allem muß bei allen Arbeiten, die ganz oder teilweise durch öffentliche Mittel finanziert werden, aufgrund der wissenschaftlichen Erkenntnis die Verwendung der Wünschelrute entschieden abgelehnt werden."
In den Naturwissenschaften besteht heute der Konsens, dass die behaupteten physikalischen Wirkungszusammenhänge nicht existieren. Das Ausschlagen der Wünschelrute oder vergleichbarer Pendelinstrumente wird stattdessen oft als der Effekt eines ideomotorischen Prozesses erklärt (Carpenter-Effekt), bei dem die mentale Vorstellung einer bestimmten Bewegung unbewusste Bewegungsimpulse in denjenigen Muskeln auslöst, die zur Ausführung der Bewegung erforderlich sind.
Nach einer Anfrage des Bundestagsabgeordneten Franz Heinrich Krey bewilligte die Bundesregierung Mittel zur Untersuchung möglicher Zusammenhänge zwischen den sogenannten Erdstrahlen und Krebserkrankungen. Mit der Durchführung dieser Untersuchungen, die unter dem Namen "Scheunen-Experimente" bekannt geworden sind, wurden die Professoren König und Betz 1986 in München beauftragt. Der eigentliche Forschungsauftrag konnte dabei nicht erfüllt werden. Die Ergebnisse zeigten jedoch, dass "die Treffsicherheit durchschnittlicher Rutengänger in den durchgeführten Testreihen schlecht" und "in den meisten Fällen kaum oder nicht vom Zufall zu unterscheiden war". Einige Rutengänger wiesen laut Betz und König aber "bei speziellen Aufgaben eine außerordentliche Treffsicherheit auf, welche kaum oder nicht durch den Zufall erklärt werden kann". Diese Interpretation wurde unter anderem von James Thomas Enright nachhaltig kritisiert. Enright bemängelte dabei die nachträgliche Wahl des Verfahrens zur Datenanalyse. Er stellte fest, dass bei Anwendung gängiger statistischer Verfahren alle Ergebnisse im Bereich des statistisch Erwartbaren lägen.
Die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) hat der Vorgehensweise von Betz und König ebenfalls nachdrücklich widersprochen und führte daraufhin eigene experimentelle Überprüfungen durch, bei denen sich nach Angabe des Vereines ebenfalls keine signifikanten Abweichungen von den zu erwartenden Zufallstreffern erkennen ließen. Nach Einschätzung der GWUP seien weltweit alle "gut kontrollierten und doppelblind durchgeführten Versuche, die die verschiedensten Behauptungen von der Wassersuche über das Finden von Gold bis hin zur Suche nach elektrischen Leitungen prüften, bisher negativ ausgegangen".
Zum Thema Wünschelrute und Radiästhesie wurden im Laufe der Jahre viele Experimente durchgeführt. Ein Experiment davon stammt aus dem Jahr 1990 und wurde als der "Kasseler Wünschelrutentest" bekannt. Veranstalter war die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e.V. (GWUP) in Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Trickkünstler und Täuschungsexperten James Randi sowie dem Hessischen Rundfunk (HR).
Versuchsteilnehmer waren 20 Wünschelrutengänger, die an 3 Versuchstagen gestellten Aufgaben in 2 Testformen (Fließendes Wasser in künstlichen Leitungen sowie Gegenstände in verschlossenen Behälter) durchliefen. Eine reproduzierbare Trefferquote von 83% bzw. 80% war erforderlich, um den von James Randi und GWUP-Mitgliedern ausgeschriebenen Geldpreis in Höhe von 20.000 DM zu erhalten.
Nach mehr als 700 Einzeltests konnte festgestellt werden, das keiner der Teilnehmer die behaupteten Fähigkeiten hatte und damit auch nicht das Preisgeld erhalten konnte.
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