Parapsychologie: Telepathie (Gedankenübertragung) und die Ganzfeld Experimente

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Die Telepathie, auch Gedankenlesen oder Gedankenübertragung, ist eines der Hauptforschungsgebiete der Parapsychologie.

Telepathie (Gedankenübertragung)

Der Begriff Telepathie (com altgr. tele "fern" oder "weit" und pathos "Erfahrung" oder "Einwirkung" wurde von Frederic W. H. Myers geprägt und bezeichnet die Fähigkeit einiger Menschen, Gedanken, Antriebe, Empfindungen (Empathie) oder Gefühle in einer Art Fernwirkung von sich auf eine andere Person oder von einer anderen Person auf sich zu übertragen. Nicht umsonst wird Telepathie auch häufig als Gedankenlesen oder Gedankenübertragung bezeichnet. Vereinfacht ausgedrückt, beschreibt die Telepathie den direkten psychischen Kontakt zwischen Menschen unter Ausschluß der normalen Sinnesorganen.

Telepathie ist eine Wortschöpfung des britischen Autors, Dichters, Kritikers und Essayisten Frederic W. H. Myers, die von ihm erstmals im Dezember 1882 vor der Society for Psychical Research (SPR) in London veröffentlicht wurde. Die bis dahin gebräuchliche Bezeichnung thought transference (deutsch: "Gedankenübertragung") für das Phänomen wurde durch Myers' Wortschöpfung abgelöst.

Myers' Wortschöpfung erfolgte im England des Viktorianischen Zeitalters, in dem etwa seit 1850 der Glauben an Spiritismus und besondere psychische Kräfte weit verbreitet und Séancen ein gängiger Zeitvertreib in wohlhabenden bürgerlichen Kreisen waren. Diese Bewegung wurde damals auch von durchaus renommierten Wissenschaftlern wie William Crookes unterstützt, der überzeugt war, bei der Untersuchung der damals berühmten Medien Daniel Dunglas Home und Florence Cook eine neue psychische Kraft experimentell nachgewiesen zu haben. Auch der Elektroingenieur Cromwell Fleetwood Varley und der Biologe Alfred Russel Wallace waren von der Möglichkeit der Gedankenübertragung überzeugt, die allerdings schon damals von den führenden naturwissenschaftlichen Vertretern wie den Mitgliedern des X-Clubs als lächerlich zurückgewiesen wurde. Das Konzept der Telepathie war ursprünglich eher ein Versuch, das Konzept der Gedankenübertragung aus dem Zusammenhang mit Spiritismus, Medien und Geistern zu lösen und zu versachlichen. Die überwiegend mit der Cambridge University verbundenen Gelehrten der neu gegründeten Society for Psychical Research, zu deren Gründungsmitgliedern Myers zählte, sahen auf das Treiben bei den damals üblichen Séancen mit Verachtung herab und nahmen sich vor, die dahinterliegenden Phänomene von Schwindel und Leichtgläubigkeit zu reinigen und wissenschaftlich zu erforschen. Für sie war Telepathie ein beschreibender Begriff, der nicht mit Vermutungen über die dahinterliegenden Kräfte vermischt werden sollte. Insbesondere sei es nicht zwingend, dafür Kräfte oder Wirkungen anzunehmen, die im Widerspruch zur wissenschaftlichen Physik stünden. Durch den Mediziner Charles Richet wurden sogar im Jahr 1884 einige der ersten randomisierten kontrollierten Studien überhaupt zur Erforschung des Phänomens vorgeschlagen, als dieses Konzept in der Wissenschaft noch völlig neu und ungebräuchlich war (wenn auch die meisten Parapsychologen von den geringen durch Richet dafür ermittelten Wahrscheinlichkeiten enttäuscht waren).

Forschungsmethode zur Telepathie

Untersuchungen nach wissenschaftlichen methodischen Standards werden durch Psychologen, überwiegend aber durch Parapsychologen, seit mehr als hundert Jahren durchgeführt. Ein Hauptziel dieser Untersuchungen war von Anfang an ein wissenschaftlicher Nachweis dafür, dass Telepathie existiert. Dieser Nachweis konnte bis heute, zumindest nach Einschätzung der Mehrheit der Wissenschaftler, nicht erbracht werden.

Um die statistische Aussagekraft der Resultate zu erhöhen, wurden dabei bald anstelle freier Fragen, die zahlreiche Interpretationsmöglichkeiten der Antworten zulassen, standardisierte Versuchsprotokolle eingeführt. Zu diesem Zweck wurden zum Beispiel die sogenannten "Zenerkarten" entwickelt. Die Bezeichnung stammt von Joseph Banks Rhine, der die Karten nach seinem Kollegen Karl Zener benannt hat. Auf den Karten sind fünf verschiedene Symbole abgebildet: ein Kreis, ein Kreuz, drei Wellenlinien, ein Quadrat und ein fünfzackiger Stern. Ein gebräuchlicher Satz besteht aus 25 Karten (je fünf Karten von jedem Symbol). Wenn eine Versuchsperson (der "Empfänger") darauf getestet werden soll, ob sie zum Beispiel die Reihenfolge der Aufdeckung von Karten einer anderen Person (des "Senders") durch "Psi-Kräfte" ersehen kann, liegt ihre Ratewahrscheinlichkeit, bei fünf Karten, bei 20 Prozent. Kann sie einen signifikant höheren Anteil richtig angeben, wäre dies ein Hinweis auf Telepathie. Durch die Standardisierung ist es möglich, den Versuch später zu wiederholen (wissenschaftlich Replikation genannt), was für eine wissenschaftliche Anerkennung entscheidend wäre. Diese einfachen Ratetests wurden schon Anfang des 20. Jahrhunderts eingeführt und später verfeinert. Der Höhepunkt ihres Einsatzes lag in den 1940er Jahren. In den 1970er und 1980er Jahren wurden verstärkt die sogenannten Ganzfeld Versuche populärer.

Parapsychologen vertreten den Anspruch, mit diesen Tests und Methoden statistisch signifikante Versuchsergebnisse erzielt zu haben, die auf – kausal unerklärliche – telepathische Fähigkeiten zumindest einiger Versuchspersonen hinweisen, und meinen dies auch durch Metaanalysen absichern zu können. Diesem Anspruch wird von Psychologen und anderen Wissenschaftlern allerdings vehement widersprochen. Dabei wird den Parapsychologen im Allgemeinen guter Wille und methodisch durchaus hochwertiges Versuchsdesign unterstellt (obwohl einige Forscher auch unter Betrugsverdacht gerieten). Die Vertreter der "orthodoxen" Wissenschaft unterstellen ihnen aber methodische Fehler bei der Durchführung oder der Datenanalyse. Wichtige Fehlerquellen, die die wissenschaftliche Psychologie oft in gleicher Weise betreffen und dort möglicherweise ein ebenso großes Problem darstellen, sind zum Beispiel: Durchführung des Versuchs, bis das erwünschte Ergebnis signifikant ist, und sofort danach Abbruch (ehe der möglicherweise nur zufällige Effekt wieder verschwinden kann), Durchführung zahlreicher Tests, von denen nur die mit erwünschtem, oder mit signifikantem, Ergebnis publiziert werden, Messung zahlreicher Variablen und ihrer Kombination, wobei die ohne erwünschtes Ergebnis verschwiegen werden. Außerdem werden sehr oft Untersuchungen mit sehr geringen Datenmengen (wenigen Versuchspersonen und Durchgängen) veröffentlicht, die eine sinnvolle Beantwortung der Frage (aufgrund zu geringer Power) gar nicht zulassen. Oft zeigt sich dadurch in einzelnen Studien zunächst ein scheinbar sehr großer, für sich betrachtet signifikanter Effekt, der aber bei den Replikationen scheinbar immer kleiner wird und letztlich verschwindet.

Obwohl Statistiker den Parapsychologen bescheinigt haben, dass einige ihrer Studien den in der Psychologie akzeptierten Standards durchaus entsprechen, erreichte bisher keine ihrer Untersuchungen zur Telepathie ein Niveau, das die Kritiker überzeugen konnte, keiner der zunächst vielversprechend aussehenden Befunde konnte letztlich repliziert werden. Ein wesentliches Problem ist es vermutlich, dass sie es bis heute nicht vermocht haben, ein schlüssiges Erklärungsmodell für ihre Befunde anzubieten, oder sogar offen über Effekte und Phänomene spekulieren, die das physikalische Weltbild widerlegen oder zumindest unvollständig machen würden. Für solche weitreichenden Schlussfolgerungen verlangt die Wissenschaft besonders gut abgesicherte Gründe, die über bei "durchschnittlichen" und erwartbaren Resultaten akzeptierte Standards hinausgehen müssen.

Forschungsprojekte zur Telepathie an Universitäten

An einigen Universitäten wird an Telepathie im Rahmen der Parapsychologie als Teilgebiet der Psychologie geforscht, darunter, seit 2001, keine deutsche oder deutschsprachige Universität mehr. Von 1954 bis 1998 existierte an der Universität Freiburg die von Hans Bender geleitete Abteilung Grenzgebiete der Psychologie, deren Forschungsarbeit durch das von Bender 1950 gegründete Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene in Freiburg weitergeführt wird.

Fehleinschätzungen von Wahrnehmungen

Angeblich telepathische Phänomene werden vielfach auf Fehleinschätzungen von Wahrnehmungen zurückgeführt. Es gibt Studien, die zu dem Ergebnis kamen, dass Personen, die paranormale Phänomene für möglich halten, auch wissenschaftlich beschreibbaren Phänomenen eher paranormale Erklärungen zusprechen, und dass der Glaube an paranormale Phänomene einhergeht mit einer erhöhten Fähigkeit zum Phantasieren, einem geringeren Maß an kritischem Denkvermögen und einer verringerten Fähigkeit zur Abschätzung von Wahrscheinlichkeiten. Bei einigen dieser Personen wurde eine erhöhte Aktivität der rechten Gehirnhälfte festgestellt, die angeblich Rückschlüsse auf Stärken im gefühlsmäßigen, kreativen Bereich und Schwächen beim Lösen von logischen Aufgaben zulässt.

Cold Reading ist eine Methode, die suggerieren kann, dass eine angeblich hellsehende Person Informationen besitze, die sie nur auf übernatürlichem Wege erhalten haben kann.

Seit 1922 werden von verschiedenen Organisationen Preisgelder für den Nachweis von parapsychologischen Fähigkeiten ausgeschrieben. Aktuell existieren weltweit mehr als 20 verschiedene Organisationen, die eine Gesamtsumme von über 2,4 Millionen US-Dollar ausgeschrieben haben. Das höchste Preisgeld für den Nachweis von übersinnlichen Fähigkeiten wie Telepathie wird aktuell mit einer Million US-Dollar von der James Randi Educational Foundation ausgeschrieben. Seit 1922 war kein einziger durch diese Organisationen durchgeführter Test auf paranormale Fähigkeiten erfolgreich.

Forscher im Bereich Telepathie

Autoren, die telepathische Fähigkeiten trotz der fehlenden allgemein anerkannten Beweise und der Skepsis der Wissenschaftsgemeinde aufgrund ihrer eigenen Forschungen, Eindrücke und Indizienfunde für existent halten, sind zum Beispiel der Biologe Rupert Sheldrake (Morphische Felder), der Sozialpsychologe Daryl J. Bem und Charles Honorton (Ganzfeld-Versuche), der Systemtheoretiker Ervin László, der Ethnologe Adolphus Peter Elkin (hielt Telepathie aufgrund seiner Studien in Australien bei sogenannten Naturvölkern für ziemlich alltäglich) oder die Psychologin Hanna Rheinz (Traum-Suggestion im Schlaflabor am New Yorker Maimonides Medical Center; telepathische Kommunikation eineiiger Zwillinge).

Ganzfeld Versuche

Der Ganzfeld-Versuch ist ein Experiment, mit dem die Telepathie nachgewiesen werden soll. In einem typischen Ganzfeld-Versuch gibt es zwei Versuchspersonen, A und B, die beide voneinander räumlich getrennt und voneinander abgeschirmt sind. Person A wird von Umweltreizen abgeschirmt, in dem seine Augen durch halbierte Tennisbälle verdeckt und mit rotem Licht angestrahlt werden. Über einen Kopfhörer bekommt er ein monotones Rauschen eingespielt. Dieser gleichförmige sensorische Input (daher: "Ganzfeld", ein homogenes visuelles und aktustisches Feld wird generiert) führt nach kurzer Zeit zu einer meditationsähnlichen Dämmerzustand, in dem die Versuchsperson nun für ca. 30 bis 45 Minuten belassen wird. Versuchsperson B, dem "Sender", werden nun Bilder oder kurze Videos gezeigt werden. Person B soll dann diese Information an Person A "senden", welche dabei ihre Gedanken laut vorträgt. Zur Auswertung werden A vier Bilder oder Videos gezeigt, von denen eines das der Person B gezeigte Bild oder Video ist, die anderen drei dienen der Kontrolle. A versucht nun, das richtige vorher "gesendete" Bild oder Video allein aufgrund der Eindrücke und Empfindungen der Ganzfeld-Sitzung zu identifizieren.

Die Ergebnisse des ersten Ganzfeld-Experiments wurden 1974 von Charles Honorton veröffentlicht, mit dessen Namen dieses Forschungsdesign eng verknüpft ist.

Parapsychologen wie Dean Radin, Charles Honorton und Daryl Bem berichten, dass in den Ganzfeld-Versuchen, – weltweit wurden ca. 3000 Sitzungen von ca. zwei Dutzend Versuchsleitern durchgeführt –, überdurchschnittlich oft vom "Empfänger" das Bild oder Video ausgewählt wurde, das vorher auch "gesendet" wurde. Da Metaanalysen, die viele Ganzfeld-Studien berücksichtigen, eine hohe Signifikanz für diese Versuchsreihen feststellen, gab es wiederholt Debatten in wissenschaftlichen Fachzeitschriften, wie diese Ergebnisse angemessen interpretiert werden können.

Als 1981 der amerikanische Psychologieprofessor Ray Hyman die Parapsychologie nach den bestdokumentierten Phänomenen ("Anomalien") durchforstete, stieß er schnell auf die Ganzfeld-Experimente. Er entschloß sich, eine sogenannte "Meta-Analyse" durchzuführen — was bis dahin in der Parapsychologie nicht üblich war. Hyman beschaffte sich zunächst alle 34 Veröffentlichungen zu Ganzfeld-Studien, die zwischen 1974 und 1981 erschienen waren. Diese enthielten 66 Ganzfeld-Versuchsreihen, an denen 47 verschiedene Forscher beteiligt waren. 24 (= 33%) der Versuchsreihen hatten zu einem signifikant von der Zufallserwartung abweichenden Ergebnis geführt (auf dem 5%-Signifikanzniveau).

Hyman entdeckte jedoch zahlreich methodische Fehler in den Studienm die die Ergebnisse insgesamt massiv in Frage stellten. Beispielsweise machte er auf ungeeignete Randomisierungsprozeduren aufmerksam. Solange in zukünfigen Studien diese möglichen Fehlerquellen nicht ausgeschlossen werden würden, könnten die Ganzfeld-Experimente nicht als Beleg für irgendetwas herangezogen werden. Die Kritik von Hyman erschien 1985 in einem Ganzfeld-Sonderfest des Journal of Parapsychology, gefolgt von einer Erwiderung durch Charles Honorton als dem Hauptforscher, der eine eigene Meta-Analyse vorlegte, in der die Ergebnisse von Hyman in vielerlei Hinsicht kritisiert und begründet bestritten wurden.

Nun geschah etwas bisher Einzigartiges in der Geschichte der Parapsychologie: der Kritiker Hyman und der Ganzfeld-Forscher Honorton setzen sich zusammen und verabschiedeten ein gemeinsames Komminiqué, das schon 1986 im Journal of Parapsychology erschien. Darin einigten sich Honorton und Hyman darauf, daß

(a) in der Tat die bisherigen Studien verschiedene methodische Mängel aufwiesen.

(b) die bisherigen Ganzfeld-Studien

(c) eine endgültige Entscheidung erst aufgrund zukünftiger Experimente getroffen werden kann, die von einer größeren Zahl unabhängiger Untersucher durchgeführt und strengen methodischen Standarts unterworfen werden müssen, d.h. die entdeckten potentiellen Fehlerquellen (die genau aufgeführt wurden) müssen bei zukünftigen verbesserten Ganzfeld-Studien ausgeschalten sein.

Honorton entwickelte auf der Grundlage dieser gemeinsamen Erklärung eine neue Generation von Ganzfeld-Experimenten, sogenannte Autoganzfeld-Experimente, in denen vor allem durch computergesteuerte Automatisierung die identifizierten Fehlerquellen beseitigt wurden. Bereits 1990 veröffentlichte Honorton im Journal of Parapsychology die so erzielten ersten Ergebnisse aus 355 einzelnen Ganzfeld-Sitzungen. Die Trefferquote betrug 34,4 % (p=0,00005), womit die Existenz des Phänomens also trotz Beseitigung der Fehlerquellen wieder erhärtet wurde. Hyman gestand zu, daß die Parapsychologie ("anomalistische Psychologie") auf dem besten Wege sei, erstmals wirklich reproduzierbare Effekte vorzuweisen.

Nun fehlten noch Bestätigungen durch unabh&anl;ngige Untersucher. Diese wurden 1994 durch Daryl Bem in der bekannten psychologischen Fachzeitschrift Psychological Bulletin (Vol. 115, S. 4) vorlegte. Charles Honorton erlebte die Veröffentlichung nicht mehr, er erlag 46jährig im November 1992 einem Herzinfarkt. In der Studie fanden sich unter 329 Ganzfeld-Sitzungen 106 Treffer (= 32 %), was wiederum signifikanz (p=0,002) von der Zufallerwartung abwich. Hyman bestätigte, daß die 1986 im gemeinsamen Kommuniqué geforderten strengen methodischen Standarts weitgehends erfüllt waren. Jetzt seien intensivere Forschungsanstregungen notwenig, um die Existenz der Telepathie weiter zu erhärten und eventuell aufzuklären.

In aller Welt wurden die wenigen Laboratorien aktiv, die technisch so ausgestattet waren, daß die Autoganzfeld-Experimente duchführen können. Insbesondere am "Koestler-Lehrstuhl für Parapsychologie" der Universität Edinburgh, der von Robert L. Morris bekleidet wurde, wurden zahlreiche Experimente durchgeführt.

In den Proceedings der Parapsychological Association erschien die Arbeit von Julie Milton und Richard Wiseman Ganzfeld at the crossroads: A meta-analysis of the new generation of studies, in dem eine Meta-Analyse aller seit 1987 durchgeführten Autoganzfeld-Experimente vorgenommen wird: 31 Studien mit insgesamt 1237 Einzelversuchen, vorgenommen in 7 verschiedenen Laboratorien von 10 verschiedenen Forschern. Richard Wiseman ist der Leiter der Perrott-Warrick-Forschungsabteilung des Psychologischen Instituts der Universität von Hertfordshire (England), die 1995 eingerichtet wurde und sich vorwiegend mit der kritischen Untersuchung von Ergebnissen aus der Parapsychologie beschäftigt.

Diese neue Meta-Analyse ergab eine nahe bei Null liegende Effektstärke (r=0,02), d.h. ein insgesamt nicht signifikant von der Zufallserwartung abweichendes Ergebnis (Stouffer Z=0.87, p=0.19, einseitig geprüft).

Rupert Sheldrake und die Morphischen Felder

Als morphisches Feld (engl. "morphic field"), ursprünglich auch als morphogenetisches Feld, bezeichnete der britische Biologe Rupert Sheldrake ein hypothetisches Feld, das als "formbildende Verursachung" für die Entwicklung von Strukturen sowohl in der Biologie, Physik, Chemie, aber auch in der Gesellschaft verantwortlich sein soll. Von der Naturwissenschaft wird die Hypothese als pseudowissenschaftlich eingestuft, dennoch wird die wissenschaftliche Überprüfung der Hypothese in Einzelfällen gefordert. Auch Vertreter der Sozialwissenschaften haben die Hypothese ernsthaft diskutiert.

Der in der Entwicklungsbiologie verwendete Begriff des morphogenetischen Feldes ist nicht identisch mit den von Sheldrake angenommenen Feldern.

Sheldrake studierte Biochemie am Clare College der Universität Cambridge und Philosophie an der Universität Harvard. Er interessierte sich dafür, wie Pflanzen und auch alle anderen Lebewesen ihre Form erhielten. Eine einzelne Zelle spaltet sich in anfangs identische Kopien, die mit jeder weiteren Zellteilung spezifische Eigenschaften annehmen; einige Zellen werden zu Blättern, andere zu Stängeln. Diese Differenzierung genannte Veränderung ist irreversibel.

Die Entwicklung von einer einzelnen Zelle zu einem komplexen Organismus ist Gegenstand der Entwicklungsbiologie. Die wichtigsten Mechanismen bei der Differenzierung der Organismen wurden von ihr aufgeklärt. Seit den 1920ern wurde diskutiert, dass die Regulation der Entwicklung eines Embryos sowie die Gliedmaßenregeneration die Existenz unbekannter "morphogenetischer Felder" impliziere. Abgelöst wurde die Diskussion durch die Entdeckung der differentiellen Genexpression, die die Musterbildung zumindest zum großen Teil erklären konnte. Erst in den 1990ern konnten Faktoren gefunden werden, die tatsächlich solche "Felder" festlegen – sie werden als Morphogene bezeichnet.

Sheldrake entwickelte eine andere Hypothese. In dieser wird die Existenz eines universellen Feldes postuliert, welches das "Grundmuster" eines biologischen Systems kodieren soll. Er nahm zunächst Bezug auf den davor bereits bestehenden Begriff des morphogenetischen bzw. Entwicklungs-Feldes, formulierte ihn aber im Rahmen seiner Hypothese neu.

Nach Sheldrakes Ansicht ist es einer Form, die bereits an einem Ort existiert, ein Leichtes, auch an irgendeinem anderen Ort zu entstehen. Nach dieser Hypothese wirkt das morphische Feld nicht nur auf biologische Systeme, sondern auf jegliche Form, beispielsweise auch auf die Bildung von Kristallstrukturen. Dies nannte Sheldrake 1973 ein morphisches Feld, später auch das Gedächtnis der Natur. Seine Hypothese veröffentlichte er 1981 in seinem Buch A New Science of Life (deutsch: "Das schöpferische Universum. Die Theorie des morphogenetischen Feldes").

In seinem 1988 veröffentlichten Werk Presence of the Past: A Field Theory of Life (deutsch: "Das Gedächtnis der Natur. Das Geheimnis der Entstehung der Formen in der Natur") erweiterte er seine Hypothese dahingehend, dass die morphischen Felder auch die Naturgesetze selbst erfassen. Nach dieser Sichtweise bestünde die Natur möglicherweise nicht aus Naturgesetzen, sondern eher aus Gewohnheiten.

Im Unterschied zum elektromagnetischen Feld als "energetischem Typus der Verursachung" soll dieses Feld keine Energie zur Verfügung stellen. Die Hypothese eines morphischen Feldes dient als Erklärungsmodell für das genaue Aussehen eines Lebewesens (als Teil seiner Epigenetik) und sollte am Verhalten und der Koordination mit anderen Wesen beteiligt sein. Dieses morphogenetische Feld soll eine Kraft zur Verfügung stellen, welche die Entwicklung eines Organismus steuert, sodass er eine Form annimmt, die anderen Exemplaren seiner Spezies ähnelt. Ein Rückkoppelungsmechanismus namens morphische Resonanz soll sowohl zu Veränderungen an diesem Muster führen als auch erklären, warum etwa Menschen während ihrer Entwicklung die spezifische Form ihrer Art annehmen.

Bereits 1958 hatte der Chemiker und Philosoph Michael Polanyi in seinem Buch Personal Knowledge: Towards a Post-Critical Philosophy (S. 348–359) ein sehr ähnliches Konzept entwickelt, das er ebenfalls als morphogenetische Felder bezeichnet hatte. Andere Vorläufer sind die ebenfalls weitgehend unbeachtete Theorie morphogenetischer Felder des Biologen Alexander Gurwitsch aus den 1920er Jahren und die noch ältere, um die vorhergehende Jahrhundertwende erstellte Entelechie-Theorie des Embryologen Hans Driesch.

Eines von Sheldrakes Beweismitteln war die Arbeit des Forschers William McDougall von der Harvard-Universität, der in den 1920er Jahren die Fähigkeit von Ratten untersucht hatte, aus Labyrinthen herauszufinden. Er hatte herausgefunden, dass Ratten, nachdem andere vor ihnen das Labyrinth gelernt hatten, schneller hindurch fanden. Zuerst brauchten die Ratten 165 Fehlversuche, bevor sie jedes Mal ohne Fehler durch das Labyrinth fanden, aber nach einigen Generationen waren es nur noch 20 Fehlversuche. McDougall glaubte, dass der Grund dafür in einer Art von Lamarckschem Evolutionsprozess lag. Sheldrake hingegen sah darin den Beweis für die Existenz eines Feldes. Die Ratten, welche das Labyrinth zuerst durchliefen, schufen nach seiner Ansicht ein Lernmuster innerhalb eines "Rattenfeldes", auf das die Nachkommen dieser Ratten zurückgreifen konnten, auch wenn sie nicht verwandt waren. Für die Versuche wurde stets dasselbe Labyrinth verwendet, Geruchsspuren wurden außer acht gelassen.

Als populärwissenschaftlichen Aufhänger seiner Theorien verwendet Sheldrake häufig Hinweise auf ein Experiment, das der südafrikanische Naturforscher Eugéne Marais in den 1920er Jahren angeblich durchgeführt haben soll: In einen Termitenbau wird ein durchgehender, senkrechter Spalt von mehreren Zentimetern Breite geschlagen, danach wird in dessen Mitte eine über die Ränder hinausragende Stahlplatte fixiert, so dass die beiden Hälften des Baus voneinander getrennt, die Schnittflächen aber noch offen sind. Dies habe nun nicht verhindern können, dass die Termiten auf beiden Seiten der Platte bei der Reparatur des Schnittes ähnliche Bögen errichten, die sich – wäre die Platte nicht – exakt treffen würden. Marais berichtet in seiner Schrift The Soul of the White Ant zwar über diese angebliche Beobachtung, macht aber keinerlei spezifische Angaben etwa über die Breite des Schnittes etc. Detaillierte Angaben, wie exakt sich die Konstruktionen tatsächlich treffen, liegen ebenfalls nicht vor.

Eine weitere Beobachtung Marais', auf die Sheldrake häufiger rekurriert, nämlich das Einstellen jeglicher Tätigkeit des Termitenvolkes beim Tod der Königin, ist in der Tat nachweisbar. Die Wissenschaft führt dies heute in der Regel auf das Ausbleiben und Fehlen (messbarer) Pheromonausscheidungen der Königin zurück.

1994 veröffentlichte Sheldrake das Buch Sieben Experimente, die die Welt verändern könnten. Darin schlägt Sheldrake sieben Experimente vor, mit deren Hilfe sich seine Hypothese bestätigen oder widerlegen ließe: (Ein Auszug):

→ Ein Experiment zur Überprüfung der in einigen Fällen berichteten Fähigkeit von Haustieren, die Rückkehr ihres Besitzers vor dessen Ankunft zu spüren.

→ Ein Experiment zum Gefühl, zu spüren, dass man von hinten angestarrt wird.

→ Ein Experiment zur Wirkung der Erwartungen des Experimentators auf das Experiment. Normalerweise wird diese erklärt im Rahmen des Experimentator-Effekts oder Rosenthal-Effektes.

Eines dieser Experimente veröffentlichte er in der Studie Der siebte Sinn der Tiere (1999). Die Studie wird häufig als methodisch mangelhaft abgelehnt.

Im Jahr 2003 schrieb er in Der siebte Sinn des Menschen über eine Wahrnehmung, die von sehr vielen Menschen berichtet wird. Das Buch enthielt ein Experiment, bei dem die Versuchspersonen mit angelegten Augenbinden entscheiden mussten, ob sie von hinter ihnen sitzenden Personen angestarrt würden. Die Entscheidung, ob die hinten sitzende Person gerade die Versuchsperson mit der Augenbinde anschaute oder woanders hin blickte, wurde per Zufall ermittelt (Münzwurf oder Zufallszahlentabelle). Nach einem Signal in Form eines lauten Klickgeräuschs musste die Versuchsperson entscheiden, ob sie gerade angestarrt wurde. Falls die Versuchspersonen falsch geraten hatten und man ihnen das erzählte, rieten sie bei künftigen Versuchen seltener falsch. Nach zehntausenden von Einzelversuchen lag der Punktestand bei 60 Prozent, wenn die Versuchsperson angestarrt wurde (also über dem Zufallsergebnis), aber nur bei 50 Prozent, wenn sie nicht angestarrt wurde (was dem Zufallsergebnis entspricht). Dieses Ergebnis weist auf einen schwachen Sinn für das Angestarrtwerden hin, und auf keine Sinneswahrnehmung dafür, nicht angestarrt zu werden. Sheldrake behauptet, diese Experimente seien sehr oft und mit übereinstimmenden Ergebnissen in Hochschulen in Connecticut und Toronto sowie in einem Wissenschaftsmuseum in Amsterdam wiederholt worden.

Seit September 2005 war Sheldrake Direktor des Perrott-Warrick-Projekts, das aus einer dem Trinity College in Cambridge zugute gekommenen Stiftung finanziert wird. Das Projekt untersucht unerklärte Fähigkeiten von Menschen und Tieren.

Die in seinem ersten Werk (A New Science of Life von 1981) vorgestellte Hypothese der formgebenden Verursachung wurde von der Wissenschaftsgemeinde nach anfänglichem Interesse im Wesentlichen ignoriert. Eine Mehrheit der Wissenschaftsgemeinde betrachtet die Hypothese heute als pseudowissenschaftlich.

Die Theorie der morphischen Felder wird darüber hinaus im Kontext der raumbezogenen Gesellschaftsanalyse (rural sociology) durch den US-amerikanischen Soziologen Michael Mayerfeld Bell rezipiert. Er geht davon aus, dass Personen, die dauerhaft an einem Ort präsent waren, diesem Ort ihren "Geist" ("Ghost of Place") im Sinne einer "Atmosphäre" oder "Aura" hinterlassen und dadurch Handlungen, Gedanken und Intuitionen Dritter hervorrufen, die sich später an diesem Ort aufhalten.

→ http://www.sheldrake.org

Tiere, die wissen, wenn Herrchen/Frauchen sich auf den Heimweg macht

Dieses Phänomen (auch das, bei dem die Tiere nach Hause fanden) untersuchte der englische Biologe Rupert Sheldrake. Im Jahr 1992 rief er in den USA (1994 auch in Europa) zur "Wissenschaft für Jedermann" auf. Tierhalter sollten ihre Erlebnisse mitteilen. Auf diesen Aufruf erhielt er über 2000 Zuschriften, davon alleine 500 aus dem deutschsprachigen Raum. Von ihm stammt auch der Bericht über Jaytee. Dr. Rupert Sheldrake, die "Schreckgestalt der akademischen Wissenschaft" (Magazin Focus), erklärt sich das Phänomen so: "Zwischen Haustieren und ihren Besitzern besteht eine unsichtbare Verbindung, ein Kommunitionsweg, der der Wissenschaft gegenwärtig noch nicht bekannt ist."

Der fünfjährige Terrier-Mischling Jaytee der Familie Smart aus dem mittelenglischen Ramsbottom (England) hat scheinbar einen sechsten Sinn. Immer wenn Frauchen sich auf den Heimweg macht, wird Jaytee unruhig, rennt voller Freude los und springt auf seinen Fensterplatz. Dort drückt er seine Nase gegen die Fensterscheibe und wartet, bis Frauchen Pam Smart nach Hause kommt. Dabei spielt es keine Rolle, wie weit sie von zu Hause entfernt ist, zu welcher Tageszeit sie startet und welches Verkehrsmittel sie benutzt. Kehrt die Sekretärin Pam von dem zehn Minuten entfernten Ort Bury zurück, bezieht Jaytee zehn Minuten vor ihrer Ankunft seinen Platz. Kommt sie aber dagegen aus dem eineinhalb Stunden entfernten Blackpool, so reagiert Jaytee schon 90 Minuten vor ihrer Ankunft. Mit allerlei Tests schlossen Pam Smart und ein Fernsehteam des Österreichischen Rundfunks nacheinander alle möglichen Erklärungen aus. Mit einer Münze wurde gelost, wann Pam sich auf den Heimweg macht, und welches Verkehrsmittel sie benutzt. Videokameras überwachten das Verhalten des Hundes. Doch es war wie bisher: Immer, wenn Pam sich auf den Heimweg machte, reagierte der Hund. Ging sie aber einmal nach der Arbeit zu ihrer Schwester, schlug der Hund nicht an.

Video "Psi bei Tieren — Wenn Tiere merken, das Herrchen sich auf den Heimweg macht" auf YouTube aufsehen:

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Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=LE2rukl_vyE&t=2s

Das Video stammt aus einer externen Quelle. Wenn das Video bereits entfernt wurde, freuen wir uns auf ihren Hinweis.

Verabschieden von Sterbenden

In den letzten Augenblicken eines Lebens denkt man hin und wieder an Verwandte oder Freunde, denen man nicht auf Wiedersehen sagen konnte. Doch manche Menschen empfangen dennoch Botschaften von Sterbenden. Dabei kann es sich um schemenhafte Erscheinungen des Sterbenden handeln oder indirekte Botschaften wie das stehen bleiben einer Uhr, die man von der Person geschenkt bekommen hat. Die Literatur ist voll von solchen Berichten. Solche Berichte kommen auch immer wieder zu uns in die Beratung (zur Zeit eingestellt). Hier nur zwei Beispiele:

In seinem Buch Psi-Forschung Heute berichtet J. Gaither Pratt über die Frau eines Psychologen an einem College, an dem er einen Vortrag über Parapsychologie hielt. Sie erzählte ihm von einem Erlebnis, das sie gemeinsam mit ihren Eltern hatte. Sie saßen im Wohnzimmer, als sie plötzlich sahen, wie der Lampenschirm der Tischleuchte für einen Moment langsam nach oben schwebte und dann wieder ebenso langsam zum Ausgangspunkt zurückkehrte. Innerhalb von zwei Minuten klingelte das Telefon, und ein Verwandter teilte ihnen mit, daß der Großvater gerade gestorben sei.

Hans Bender erzählt in seinem 1970 veröffentlichten Buch Parapsychologie – ihre Ergebnisse und Probleme über eine Erscheinung. Drei Stundenten erzählten ihm, "daß sie in einer Skihütte plötzlich eine unwirklich aussehende Gestalt, einen alten Mann, durch das Zimmer schweben sahen, den einer von ihnen als seinen Großvater erkannte. Er war in derselben Zeit gestorben – wohl eine telepathisch von dem einen induzierte Kollektivhalluzination.